Am Ende des Leseprojekts tauchten wir aus der Anonymität des Lesens im Internet wieder auf und trafen die Personen, die hinter den Mails standen und die wir von den Krimileseprojekten bereits kannten, persönlich.


Das Treffen der HS Umhausen und der HS Ötz fand dann in der Mitte der beiden Gemeinden statt – an einem außergewöhnlichem Ort: nämlich dem Piburger See.
Um dorthin zu gelangen, war zuerst einmal ein einstündiger Fußmarsch notwendig.
Auf halbem Weg zum Piburger See wurde eine Pause eingelegt.

Plötzlich ertönte über Lautsprecher eine Stimme aus dem Wald, die die Sage von der „Kecken Moidl“ erzählte.

Auf einem Bauernhof in der Nähe von Ötz lebte eine fleißige, arbeitsame Dienstmagd. Sie war sehr arm und schon seit 28 Jahren beim gleichen Bauern im Dienst. Einmal im Spätherbst - es mag gegen 100 Jahre her sein - half sie beim Nachbarn „Türken ausmachen". Dieses Geschäft besorgt man gewöhnlich abends bei Branntwein in lustiger Gesellschaft. Da wird gesungen, erzählt, gelacht und sonstige Kurzweil getrieben. „Auf der Armelen Alm oberhalb vom Piburger See ist eine Hütte, in der ein Geist haust. Man hört ihn oft bis ins Tal herunter Vieh zusammentreiben. Es getraut sich niemand bei Nacht über diese Alm zugehen, schon gar nicht in der Geisterhütte zu übernachten." So erzählte ein Bursch in jener Nacht; „Ich wette zwei blanke Goldtaler, dass sich im Dorfe niemand findet, der es wagt, in der Nacht aus jener Hütte die Milchseihe zu holen." Da sagte die Magd Moidl: „Zwei Goldtaler in einer Nacht, das wäre was für meinen Geldbeutel! Ich hole in der nächsten Nacht die Seihe". Der Bursche nimmt die zwei Taler aus dem Sack, die Moidl schlägt ein und der Handel war geschlossen.

Am nächsten Abend nahm die Moidl eine Flasche Milch, ein Stücklein Brot, den Hund, Bergstock, Stricke und den Rosenkranz zur Hand. Der Bauer wollte sie nicht gehen lassen, doch sie verachtete alle Warnungen und ging los. Als sie das Haus verließ, schlug es gerade neun Uhr. Als sie um elf Uhr zur Holzgrenze in der Nähe der Geisterhütte kam, fing der Moidl das Herz gewaltig zu pochen an. Sie macht die Hüttentür auf, nimmt die Milchseihe, macht Feuer, um sich eine Milchsuppe zu kochen. Da geht draußen auf einmal ein Schreien und Schimpfen los, als ob es donnerte. Der Geist sammelte seine Herde und trieb sie zur Hütte. Da bekam die Moidl große Angst; die Milch lief über, sie griff zur Seihe und wollte bei der Türe hinausfliehen. Doch sie kam nicht so weit; die Türe sprang auf und herein kam ein großer, unheimlicher Mann mit einem wilden Bart und zwei großen, wie Kohlen glühenden Augen. Die Moidl sprang zurück und versteckte sich hinter dem Kessel in einem Winkel. Der Unheimliche setzte sich neben sie hin. So saßen sie lange nebeneinander, die zitternde Dirn und das große, unheimliche Gespenst. In ihrer Todesangst drückte sie dann den Geist plötzlich zur Seite, sprang auf, zur Tür hinaus und hinunter über die Alm, über Stock und Stein, und der Geist wie die wilde Jagd hinter ihr her mit schrecklichem Gebrüll. Als sie zur Waldgrenze kamen, drehte sich die kecke Moidl um und machte das Kreuzzeichen. Da war das Gespenst verschwunden. Um fünf Uhr morgens kam sie todmüde und krank nach Hause, lag drei Monate im Bett, bis sie der Tod von ihren Schmerzen erlöste.

 

 

Gruppenweise mussten alle Schüler dann den Geist, den die Moidl auf der Armelen Hütte gesehen hatte, aus zur Verfügung gestellten Naturmaterialien gestalten:

Die Jury beim Bewerten
Die Jury beim Bewerten